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Werben für die SOS-Familie (v.l.): Jakob Hülsbrink, Marlies Klumpe, Malin Maas, Peter Schönrock, Maike Rühl und Katrin Wißen. NN-Foto: vs
12. Juli 2024 · Verena Schade · Kleve

„Wir müssen ausbilden“

SOS Kinderdorf Niederrhein setzt auf praxisorientierte Ausbildung und ein gutes Miteinander

KLEVE. Maike schätzt ganz besonders die Dynamik des Teams, Jakob sieht sich endlich angekommen und Pia fühlt sich in der Krippengruppe mit den Jüngsten bestens aufgehoben – beim Jahresgespräch des SOS Kinderdorf Niederrhein geht es um den Fachkräftemangel und was der Träger unternimmt, um diesem zu begegnen. Es fehlen Plätze, die Betreuungszeiten sind ausbaufähig und Mitarbeiter schwer zu finden. „Bundesweit sind aktuell rund 125.000 Stellen in der Kindertagesbetreuung unbesetzt“, sagt Einrichtungsleiter Peter Schönrock. Er sieht die Fachkräftegewinnung als Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der Kindertagesbetreuung und der stationären Kinder- und Jugendhilfe.

Das SOS Kinderdorf wird das laufende Kita-Jahr mit einem finanziellen Defizit abschließen. Trotz der Überbrückungshilfen von Land und Kommune. Auch die Ausbildung werde nicht ausreichend refinanziert. Zwar sei für das kommende Kita-Jahr Kostendeckung in Sicht, doch bleibe Ausbildung und Bindung der Mitarbeiter eine große Herausforderung. „Die Bezahlung ist dabei ein wichtiger Aspekt“, weiß Schönrock. Zumal man mit branchenähnlichen Berufen, etwa mit der Pflege, konkurriere. Wünschenswert wäre seiner Meinung nach zum einen die Anerkennung von Schulabschlüssen und Ausbildungen von Menschen, die aus dem Ausland zugezogen sind. Zum anderen könne man mit einer besseren Begleitung von Zugezogenen verhindern, dass Auszubildende mit Migrationshintergrund häufiger abbrechen. „Die Sprache ist meist das Problem“, weiß Schönrock. Die Theorie in der Schule lasse viele resignieren, „auch wenn es bei der praktischen Arbeit in der Einrichtung gut läuft“, bedauert er.

Das SOS Kinderdorf Niederrhein unternehme viel, um sich als guter Arbeitgeber zu positionieren. Gehalt nach Tarif, betriebliche Altersvorsorge und unproblematische Wechsel zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen zählen zu den „Benefits“. Doch die wirkliche Stärke sieht Schönrock im kollegialen Miteinander und den Ausbildungsmodellen, die mit einem hohen Praxisanteil punkten und den Fachkräftenachwuchs fit fürs Berufsleben machen.

Die gute Arbeitsatmosphäre und das Miteinander auf Augenhöhe sind für Maike Rühl aus Goch klare Pluspunkte. Die 22-Jährige absolviert ein duales Studium in Sozialer Arbeit. An zwei Tagen in der Woche besucht sie in Duisburg eine private Hochschule, an drei Tagen arbeitet sie in der Einrichtung. Hier kann sie das Gelernte gleich anwenden und schon richtige Beziehungsarbeit leisten. „Da lässt sich die Theorie mit der Praxis sehr gut verbinden“, findet sie. Was sie ebenfalls gut findet, ist die Möglichkeit, schon während der Ausbildung an internen Schulungen teilnehmen zu können „Ich möchte nach meinem Abschluss hier bleiben“, sagt sie. Und die Chancen stehen sehr gut, dass sie das auch kann.

Bereits ihren Arbeitsvertrag in der Tasche hat Malin Maas aus Elten. Sie hat in der SOS InKita eine Praxisorientierte Ausbildung (PIA) zur Erzieherin gemacht und soeben erfolgreich abgeschlossen. Im August steigt sie in Vollzeit als Erzieherin ein. Sie wird in der Krippengruppe bleiben. „Da fühle ich mich sehr wohl“, sagt sie. In dieser Gruppe für die kleinsten InKita-Besucher ab drei Monaten hat sie auch den größten Teil ihrer Ausbildung absolviert. Natürlich durfte sie zwischendurch auch in andere Bereiche „schnuppern“, „aber die Arbeit mit den ganz Kleinen finde ich einfach am Schönsten“. Sie mag den Austausch mit den Eltern („die Türgespräche sind in der Krippengruppe besonders wichtig“) und findet auch die Arbeit im Schichtsystem (die InKita hat täglich von 6 bis 20 Uhr geöffnet) attraktiv.

Für die PIA-Ausbildung hat sich auch Jakob Hülsbrink aus Kalkar entschieden. Der 25-Jährige hat nach Abbruch seines Lehramtsstudiums, spontan eingelegtem Bufdi-Jahr und angefangenem Studium der Kindheitspädagogik für sich festgestellt, dass er lieber gleich praktisch arbeitet. Sein freiwilliges Jahr hat er im Offenen Ganztag gemacht, jetzt ist er im ersten Ausbildungsjahr in der OGS einer Förderschule. „Ich arbeite gern mit etwas älteren Kindern und finde diesen Bereich sehr spannend“, sagt er. Was er auch gut findet: Anders als bei einer rein schulischen Ausbildung, verdient er hier schon sein eigenes Geld. Hülsbrinks direkte Ansprechpartnerin ist Marlies Klumpe, Teamleiterin für die OGS am Förderzentrum. Ihr ist wichtig, dass die Auszubildenden mit allen Fragen zu ihr kommen können und fest ins Team integriert werden. „Mitspracherecht ist ganz entscheidend und sie brauchen auch Raum, um Dinge ausprobieren und reflektieren zu können“, findet Klumpe. Sie weiß, dass die Arbeit in der OGS besonders fordernd ist. „Fast alle Kinder haben einen Förderschwerpunkt“, sagt sie.

„Wir müssen junge Leute ausbilden, um Fachkräfte zu gewinnen“, sagt Schönrock. Dabei sehe es beim SOS Kinderdorf Niederrhein Niederrhein mit nur zwei offenen Stellen aktuell eigentlich ganz gut aus. Auch der Chef wird von den Kollegen geduzt. Man soll sich wohlfühlen in der SOS-Familie. Und man kümmert sich. „Unsere Auszubildenden werden von Anfang an eng begleitet“, sagt Schönrock: „Sie finden bei allen Problemen einen Ansprechpartner.“

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