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Marco Rathmann freut sich auf eine schöne Feier. NN-Foto: Theo Leie
24. Juli 2024 · Thomas Langer · Xanten

Jugendberufsförderung mit Herz

Gemeinschaftsfest in Vynen rückt am Sonntag, 28. Juli, ein neues Konzept in den Mittelpunkt

VYNEN. Was man mit starken Partnern nicht alles erreichen kann: Gemeinsam mit dem Bogenverein BC Golden Arrow veranstaltet der Arbeitspädagoge Marco Rathmann am Sonntag, 28. Juli, in Vynen das Gemeinschaftsfest „Vynen hält zusammen. Zusammen stark!“. Neben der Förderung der Gemeinschaft soll hier auch ein neues Konzept zur Jugendberufsförderung ins Rollen kommen. Damit rückt für Marco Rathmann ein langgehegter Traum in greifbare Nähe. Denn der gebürtige Hattinger, der heute in Xanten lebt, hat sein Konzept „Die wahre Integration“ bereits 2015 erstellt, in das viele seiner Erfahrungen geflossen sind: sowohl als Arbeitspädagoge beziehungsweise Ausbilder im Rahmen berufsvorbereitender Maßnahmen für Jugendliche ohne Schulabschluss als auch als Bildungsbegleiter in einer Reha-Maßnahme für Jugendliche mit psychischen Erkrankungen.

Seit 2015 sind zwar einige Jahre ins Land gezogen, der Gedanke dahinter ist für Rathmann jedoch immer noch brandaktuell. Die Probleme bei den berufsfördernden Maßnahmen bestünden nach wie vor, und damit meint er nicht nur die mangelnde Finanzierung: Dass die Maßnahmen für gewöhnlich nur zwei Jahre betrügen, passe längst nicht immer zum Bedarf der Jugendlichen. „Bei Reha-Teilnehmern wird von drei bis vier Jahren gesprochen, bis sie vollständig integriert sind“, erläutert er. Somit würden auch viele Potenziale in Deutschland ungenutzt bleiben – etwas, das Marco Rathmann für Xanten und Umgebung gerne anders gestalten würde. Denn das Programm soll nicht nur Jugendliche stärken, sondern langfristig für Fachkräfte sorgen.

Zuwendung für jeden

Bevor es jedoch an die offizielle Zertifizierung geht, möchte Rathmann es auf Herz und Nieren prüfen. Auf dem Gemeinschaftsfest möchte er sein Konzept daher der hiesigen Bevölkerung und Berufswelt präsentieren.

Sein Prinzip für eine gelungene Integration ist simpel: Über Partnerfirmen möchte er Jugendliche, die die Berufsförderung in Anspruch nehmen, mit Praktika oder einer Ausbildung versorgen. Dabei soll den Jugendlichen jedoch die individuelle Zuwendung zuteilwerden, die sie benötigen. „Sie müssen erst aufgebaut werden“, weiß der 48-Jährige aus Erfahrung. „Jeder Einzelne hat von mir eine Zuwendung bekommen. Man muss jeden Tag reflektieren, was sie geschafft haben. Das motiviert sie, weiterzumachen.“ Dementsprechend sucht er nun nach Ausbildern mit Herz, die nicht nur erklären, sondern etwas auch zehnmal vorführen, wenn es nötig sein sollte.

Gleichzeitig ist er sich dem Umstand bewusst, dass längst nicht jeder Betrieb diesen Mehraufwand leisten könne. Bei Bedarf möchte Rathmann daher auf Abruf selbst als Ansprechpartner in die Bresche springen, um bei Problemen auf die Jugendlichen einzugehen – auch in seiner Freizeit. „Das ist kein Opfer, das ist meine Lebensaufgabe“, sagt er.

Dabei hilft ihm sein Hintergrund als fünffacher Facharbeiter, womit er auch im Vorfeld einiges selbst vormachen könne, um die Jugendlichen für die Ausbildung zu stärken, wie er sagt: sei es bei der Tischlerei, im Landschaftsbau, in der Seilklettertechnik, der Baumpflege oder mit seiner Teilqualifikation als Berufskraftfahrer. Durch sein langjähriges Hobby kennt er außerdem die Kniffe der Motorradlackierer bzw. -mechaniker.

Für den richtigen Umgang mit seinen Schützlingen kommt ihm aber auch seine psychologische Ausbildung im Rahmen seiner Arbeit als Arbeitspädagoge zu pass. Ganz zu schweigen von seinen persönlichen Erfahrungen: „Ich habe selbst schon viel Scheiße erfahren“, erzählt Rathmann. Dazu gehöre auch Mobbing, dem er als Pädagoge von ehemaligen Kollegen ausgesetzt gewesen sei. Statt sich aber kleinmachen zu lassen, nutzte Rathmann die Situation, um seiner Klasse den richtigen Weg aufzuzeigen – durch Motivation und Zusammenhalt. „Ich weiß, wo die Jugendlichen stehen. Ich präsentiere ihnen meinen Weg, woraus sie sich dann ihren eigenen bauen können.“ Somit müssten auch schwierige Verhältnisse kein Hindernis dafür sein, groß herauskommen und etwas zu bewegen, betont er.

Aufgeben war für Marco Rathmann ohnehin nie eine Option. Aber dass er seinen Weg bis heute konsequent weiterverfolgt hat, schreibt er nicht nur der Bestätigung durch seine bisherigen Schützlinge zu: Ein großes Idol war für ihn seit jeher der kürzlich verstorbene Hans-Georg Torkel. Der ehemaliger Schulrektor und Träger des Bundesverdienstkreuzes habe vorgemacht, wie es gehen könne. Dieses Werk möchte Rathmann fortsetzen.

Dankbar ist er auch für den Zuspruch, den er derzeit in Xanten bekommt – ein krasser Gegensatz zu den vorangegangenen Stationen in seinem Leben, an denen man ihn immer wieder habe hängen lassen. „So einen Zusammenhalt wie hier am Niederrhein habe ich noch nicht erlebt. Ich habe mit vielen Firmen gesprochen, die sagten, sie würden die Jugendlichen aufnehmen, für Praktika sowie in Ausbildung. Ich bin momentan überglücklich, so viel Zuspruch zu bekommen“, erzählt er mit hörbarer Freude. Rund 20 Betriebe haben bereits ihre Unterstützung zugesagt: vom Trocken- und Straßenbau über eine Malerfirma, eine Bäckerei und ein chinesisches Restaurant bis hin zum Hundetrainer.

Information und Spaß

Viele davon werden auch auf dem bevorstehenden Fest dabei sein. Rathmanns Mit-Organisator, der BC Golden Arrow, ist dabei ein ganz besonderer Partner für ihn. Als er in einem lockeren Gespräch vom Mitgliedermangel erfuhr, entstand die Idee, die Kräfte zu bündeln: So könnte er als neues Mitglied für sein Konzept als gemeinnütziges Projekt Spenden annehmen, während der Verein sich in diesem Rahmen effektiver präsentieren kann, um Mitglieder zu gewinnen und dadurch auf seine Weise die Jugend zu stärken. „Er bietet mir eine Grundlage vom Feinsten“, sagt Rathmann freudig.

Auch das (noch nicht finale) Programm für das Gemeinschaftsfest kann sich sehen lassen: Für eine gelungene Mischung aus Information und Spaß haben die Organisatoren an vielen Stellen angefragt: So wird man sich zum Beispiel nicht nur im Bogenschießen versuchen können, sondern auch auf Biker mit ihren Motorrädern treffen – Spritztour inklusive –, mit den Partnerbetrieben und dem Jobcenter ins Gespräch kommen sowie vielleicht den Klängen der Musikschule lauschen können. Für die Stärkung zwischendurch sorgt die Gastronomie Spickermann. Voraussichtlich wird auch die Polizei zum Thema Drogenprävention informieren – passend zum erklärten Ziel, die Jugend zu stärken. Oder wie es das Motto ausdrückt: „Vynen hält zusammen“.

Das Gemeinschaftsfest findet am Sonntag, 28. Juli, ab 10 Uhr in Vynen auf dem Alt Vynscher Weg 40 statt. Der Eintritt ist frei. Alle Bürger und Betriebe sind herzlich eingeladen, vor allem junge Menschen mit Behinderung.

Marco Rathmann freut sich auf eine schöne Feier. NN-Foto: Theo Leie

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