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Jennifer Arts ist glücklich über ihren Arbeitsplatz. Foto: LHUN
11. Juli 2024 Von NN-Online · Rees

„Ich bin eine vollwertige Kraft“

Jennifer Arts arbeitet seit zwei Jahren in der Bäckerei Jansen in Rees - auch dank der Unterstützung der Lebenshilfe

REES. Es ist nicht ganz die Geschichte vom berühmten „Tellerwäscher zum Millionär“ – für die 33-jährige Jennifer Arts aus Rees nahm die persönliche Erfolgsstory aber auch in der Spülküche ihren Anfang.

Lange Jahre arbeitete sie in der Elektroabteilung der Werkstatt der Lebenshilfe Unterer Niederrhein. „Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt, spürte aber, dass ich was anderes machen wollte“, erzählt Jennifer Arts. Regelmäßig besuchte sie als Kundin die Reeser Innenstadt-Filiale der Bäckerei Jansen. In diesem Umfeld fühlte sie sich wohl und interessierte sich für die Geschäftsabläufe. „Ich habe dann einfach mal bei Jansen nachgefragt, ob es möglich wäre, hier zu arbeiten“, so Jennifer Arts. Unterstützung erhielt sie von der Lebenshilfe auf unterschiedlichen Ebenen. Zum einen war da Kristina Schagen. Sie ist ihre Betreuerin vom Betreuten Wohnen und unterstützt sie in verschiedenen Lebensbereichen. Schagen hat sie in ihrem Wunsch bestärkt. In erster Linie waren es die typischen Unsicherheiten: Kann ich das überhaupt? Werde ich von Kollegen akzeptiert? Ist mein Arbeitsplatz dort sicher? Kann ich im Notfall in die Lebenshilfe-Werkstatt zurückkehren?

Für den Weg von Menschen mit Handicap auf den ersten Arbeitsmarkt gibt es das Modell des betriebsintegrierten Arbeitsplatzes. Sie bleiben dabei bei der Lebenshilfe angestellt, sammeln aber erste Erfahrungen in einem Betrieb wie die Bäckerei Jansen. Beide Seiten können sich kennenlernen und aufeinander abstimmen. Die Lebenshilfe begleitet diesen Prozess und steht allen Parteien beratend zu Seite.

„Das hat mir Sicherheit gegeben“, sagt Jennifer Arts. So viel, dass ihr Weg in der Spülküche nicht endete. „Ich leiste vollwertige Arbeit.“ Inzwischen unterstützt sie auch im Service und an der Verkaufstheke. Hier bedient sie die Kunden. Dazu gehört auch die Kassenabrechnung. „Ich habe jetzt meine eigene Personalnummer. Ich bekomme immer noch Gänsehaut bei dem Gedanken“, berichtet Jennifer Arts stolz. Sie spüre, dass sie angekommen ist, aber auch von der Belegschaft angenommen wird – auch in sehr herausfordernden Situationen. „Beim Stadtfest wurde mir alles zu viel. Ich bin beim Spülen nicht nachgekommen. Der Berg wurde immer größer und ich war kurz vorm Verzweifeln. Meine Kollegen merkten das und halfen mir sofort“, erzählt Jennifer Arts.

Es gab aber noch andere Situationen, in denen es wichtig war, dass sie Unterstützung hatte: „Langes stehen und die Arbeitszeiten war ich von der Werkstatt nicht gewohnt. Nach wenigen Wochen wollte ich aufhören.“ Hier kamen ihre Familie und ihre Betreuerin Kristina Schagen ins Spiel: „Wir haben sie bestärkt, weiterzumachen. Wir alle kennen ja diese Momente, in denen wir am liebsten aufgeben würden. Wir haben Jennifer immer wieder motiviert und ihr gesagt, dass sie das jetzt durchziehen solle.“ Das hat sie gemacht und ist jetzt stolz auf ihre Leistung. Aber nicht nur darauf. Jennifer Arts hat sich persönlich weiterentwickelt. „Ich bin viel selbstbewusster und selbstständiger geworden. Außerdem stottere ich nicht mehr so viel“, beobachtet sie selber. Und sie geht noch einen Schritt weiter in Richtung Selbstständigkeit. Im Betreuten Wohnen erhalten Menschen mit Handicap sogenannte Fachleistungsstunden. Die richten sich nach der Höhe des Unterstützungsbedarfs. Jennifer Arts erhielt anfänglich vier Fachleistungsstunden pro Woche. Inzwischen sind es nur noch 1,5 Stunden. „Ich kann mir vorstellen, dass wir das zukünftig noch weiter reduzieren können“, sagt Betreuerin Kristina Schagen. Für Jennifer Arts ist es wichtig, dass sie bei der Bäckerei Jansen weiter arbeiten kann und auch der Kontakt zu der Lebenshilfe weiter bestehen bleibt.

Jennifer Arts ist glücklich über ihren Arbeitsplatz. Foto: LHUN

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