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Zwei Experten im Gespräch: Hans van der Grinten (1929-2002, li.) und der belgische Kunsthistoriker und Kurator Jan Hoet (1936-2014).Foto: Otto Friedrichs
6. Juli 2024 · Heiner Frost · Bedburg-Hau

Porträt eines Sammlers

Museum Schloss Moyland widmet Hans van der Grinten Kabinettausstellung

BEDBURG-HAU. Die Sammlung van der Grinten war – viele dürften das wissen – der Grundstock für das heutige Museum Schloss Moyland. Was die beiden Brüder Franz Joseph und Hans über Jahrzehnte zusammengetragen haben , ist sehenswert. Es ist nicht lange her – da widmete das Museum dem jüngeren der beiden van der Grintens, Franz Joseph – eine posthume Ausstellung zum 90. Geburtstag. Nun ist Hans an der Reihe. Er wäre im März 95 Jahre alt geworden.

Kurator der Ausstellung „Hans van der Grinten und seine Sammlung“ ist Alexander Grönert. „Sie können sich vorstellen, dass es nicht einfach ist, aus der Fülle an Material, das zur Verfügung stand, eine Ausstellung zu machen“, so Grönert. 80 Werke hat er ausgesucht – Werke allesamt, die gesichert von Hans angeschafft wurden. „Die van der Grintens werden zwar häufig in einem Atemzug genannt, aber wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass da zwei äußerst unterschiedliche Charaktere am Werk waren: Hans und Franz Joseph war nicht nur höchst unterschiedliche Menschen – sie waren auch höchst unterschiedliche Sammler“, sagt Grönert und betont, „dass die Ausstellung sich dem Anteil von Hans an der gemeinsamen Stiftung der Brüder widmet.“ Eine Ausstellung, die nicht nur Protokoll ist, sondern vor allem Porträt: Es ist das Porträt eines Menschen mit einem famosen „Riecher“. Grönert: „Hans van der Grinten hat sich um Arbeiten von David Hockney gekümmert, als dieser Name in der Kunstwelt kaum eine Rolle spielte.“ Sammlerglück? Mit Sicherheit mehr als das. Die van der Grintens umgaben sich mit Künstlern und Kunst – entwickelten einen Blick für das Wesentliche und das Wesentliche findet – wie bei vielen anderen Dingen – im Kopf statt. Ein Bilderkauf ist das Ende eines Gedankens, der am Ende einer Haltung steht.

Kunstsammeln beginnt immer mit Wertschätzung – mit der Bereitschaft, sein letztes Geld auszugeben für eine Arbeit, die man unbedingt haben muss. Nicht, weil der Künstler eine Rolle auf dem Markt spielt. Nicht, weil es um Wandaktien geht – es geht um das Wesentliche. Um eine Haltung. Um Neugier. Um das Niemalsmitdemdenkenaufhören.

Das ist die historische Leinwand, auf der die Ausstellung zu sehen und zu verstehen ist: eine Art Fingerprint des Sammlers Hans van der Grinten.

Was Alexander Grönert an Arbeiten ausgesucht hat, kann nur ein kleiner Ausschnitt aus einem großen Ganzen sein. Jeder könnte andere Wesentlichkeiten sehen und auswählen, aber Grönerts Auswahl ist stimmig, weil sie eine Stimme hat. Wer etwas darüber erfahren möchte, wo das „Moyländer Denken“ seinen Anfang nahm, wer einen Einblick in die Sammler-DNA haben möchte, sollte sich die Ausstellung unbedingt ansehen.

Eröffnung ist am Sonntag um 11.30 Uhr. Direktorin Antje-Britt Mählmann spricht mit Zeitzeugen: Beatrix Sassen und Horst Keining werden von ihren Erinnerungen an Hans van der Grinten erzählen. Für die Musik sorgen Gesine Lersch-van der Grinten (Gesang) und Johannes Hombergen (Klavier). Die Ausstellung ist bis zum 18. August zu sehen.

Zwei Experten im Gespräch: Hans van der Grinten (1929-2002, li.) und der belgische Kunsthistoriker und Kurator Jan Hoet (1936-2014).Foto: Otto Friedrichs

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