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Vor der Kulisse des entstehenden Neubaus am Großen Wall 53 hat die EBG mit zahlreichen Gästen ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. NN-Fotos (3): Gerhard Seybert
15. Juni 2024 · Michael Bühs · Emmerich

EBG feiert ihr 125. Jubiläum

„Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum“ ist Auftrag der Emmericher Genossenschaft – Grundsteinlegung für den jüngsten Neubau

EMMERICH. Verschiedene wirtschaftliche, aber auch politische Faktoren führen Ende des 19. Jahrhunderts auch in Emmerich zu einem Aufschwung. Dadurch wächst aber auch die Bevölkerung deutlich, von 8.359 Bewohnern im Jahr 1871 auf 11.854 in 1900. Die Folge sind Wohnungsmangel und hohe Mieten. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wird im August 1894 die Bauvereinigung des katholischen Volksvereins gegründet, auf der schließlich fünf Jahre später die Emmericher Baugenossenschaft (EBG) hervorgeht. Vor 125 Jahren, am 13. März 1899, findet im Gasthof von Gerhard Convent am Steintor die Gründungsversammlung der EBG statt.

Von Beginn an ist „die Versorgung der Mitglieder mit bezahlbarem Wohnraum“ der Auftrag der Genossenschaft, wie Vorstandsmitglied Anke Wilke berichtet, die selbst seit 30 Jahren bei der EBG tätig ist: „Es geht bis heute darum, Wohnungen zu erwerben, zu errichten und zu vermieten.“ Auch in der Satzung der EBG ist dies klar festgehalten: „Zweck der Genossenschaft ist vorrangig eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung (gemeinnütziger Zweck) der Mitglieder der Genossenschaft.“

Anfangs und speziell in den Nachkriegsjahren stehen jedoch nicht nur Wohnungen, sondern auch Eigenheime im Fokus, die die EBG in großer Zahl errichtet und dann verkauft. Bereits seit den 1950er Jahren sind zudem fast alle Wohnungen öffentlich gefördert. „Die öffentliche Förderung war damals der Auftrag der EBG“, erläutert Wilke. Und ist es bis heute geblieben: „Die öffentliche Förderung rechnet sich inzwischen auch wieder. Vor einigen Jahren, als die Zinsen so niedrig waren, war sie nicht besonders lukrativ.“ Der Vorteil der EBG aber ist laut Wilke: „Als Genossenschaft können wir insgesamt langfristig denken, im Gegensatz zu Privatpersonen.“

Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte trägt die Genossenschaft immer wieder dazu bei, das Stadtbild Emmerichs zu prägen, „vor allem durch Modernisierungen und Neubau in der Innenstadt“, wie Wilke betont. Beispiele sind an der Tempelstraße 2-10 und an der Patersteege 1-5 sowie Wollenweberstraße 46/48 zu finden, wo moderne Fassaden hervorstechen. Am Hasenberg und an der Schützenstraße entstehen Mitte der 1990er Jahre zudem Häuser für kinderreiche Familien, sprich Eltern mit mindestens drei Kindern.

EBG auch in Rees aktiv

Doch nicht nur in der Hansestadt, sondern auch in Rees ist die EBG aktiv. „Ich bin dankbar darüber, dass die Emmericher Baugenossenschaft knapp 20 Wohneinheiten in Rees errichtet und im Bestand erhält und damit einen Beitrag dazu leistet, dass Menschen in Rees attraktiver Wohnraum zur Verfügung gestellt wird“, schreibt Bürgermeister Sebastian Hense in seinem Grußwort in der Festschrift.

Bei Neubauten der jüngeren Vergangenheit, zu denen die Projekte am Großen Wall 49-55 und der Wallstraße 45/47 sowie an der Patersteege 4a in Emmerich gehören, wird oft kooperiert mit den Stadtwerken Emmerich. Nicht nur verfügen die jüngeren Neubauten über Erdwärme, auch betreiben die Stadtwerke Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern. „Das wirkt sich natürlich günstig auf die Nebenkosten aus“, weiß Anke Wilke.

Das Fundament der Emmericher Baugenossenschaft sind ihre Mitglieder – aktuell etwa 900. „Wer eine Wohnung bei uns mieten möchte, muss Mitglied werden“, sagt Wilke. Neben einem Eintrittsgeld beziehungsweise einer Bearbeitungsgebühr von 50 Euro sind dabei zwei Pflichtanteile von je 300 Euro zu entrichten. „Es ist ähnlich wie die Mitgliedschaft bei einer Volksbank“, erläutert Wilke. Die Pflichtanteile werden bei Kündigung zurückerstattet. „Manche bleiben aber auch Mitglied, selbst wenn sie das Mietverhältnis beenden“, sagt Wilke. „Weil sie sich auf diese Weise weiter engagieren wollen, oder weil sie vielleicht später noch einmal eine Wohnung mieten wollen.“

1994 bekommt die EBG nicht nur in Form von Mitgliedern und weiterer Wohneinheiten Zuwachs, sondern auch durch eine Tochter: Die EBG Immobilien wird gegründet. „Es gab immer wieder Anfragen für Wohnungsverwaltungen. Als Baugenossenschaft dürfen wir diese für Dritte aber nicht übernehmen.“ Dies ist nun seit 30 Jahre der Hauptzweck der EBG Immobilien.

Die Genossenschaft wiederum verfügt aktuell über 513 Wohneinheiten in 99 Häusern. Nummer 100 kommt voraussichtlich im nächsten Jahr hinzu: Am Großen Wall 53 entsteht ein Neubau mit 15 Wohnungen, davon eine Gruppenwohnung mit vier Einheiten für inklusives Wohnen. Die Zwei-Zimmer-Wohnungen mit einer Fläche von 51 bis 73 Quadratmetern sind alle barrierefrei und verfügen über Balkon oder Terrasse. Es handelt sich auch hier um öffentlich geförderten Wohnungsbau, finanziert durch die NRW Bank sowie die Volksbank Emmerich-Rees. Die Grundmiete wird sich auf 6,15 Euro je Quadratmeter belaufen.

Haus Nummer 100

Passend zum 125. Bestehen der Genossenschaft fand nun auch die Grundsteinlegung am Großen Wall 53 statt, in unmittelbarer Nachbarschaft der bestehenden Häuser, wo die EBG ihre Mitglieder zum großen Jubiläumsfest eingeladen hatte. Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim Frücht begrüßte die Anwesenden, und nach weiteren Glückwünschen durch Peter Hinze (Bürgermeister der Stadt Emmerich), Michael Pohlman (Volksbank Emmerich-Rees), Stefan Rietmann und Thorsten Welmans (ImmoReal und Sparkasse Rhein-Maas) konnte das Fest beginnen. „Rund 350 Mitglieder, Mieter, Handwerker und geladene Gäste waren dabei“, freut sich Anke Wilke rückblickend. Neben der Grundsteinlegung als heimlicher Höhepunkt „ging es uns aber vor allem darum, unseren Mitgliedern einen geselligen Nachmittag zu bereiten. Viele Mieter saßen beisammen und erzählten“, berichtet Wilke.Michael Bühs
Eine Zeitkapsel platziert Bürgermeister Peter Hinze am Großen Wall 53.

Eine Zeitkapsel platziert Bürgermeister Peter Hinze am Großen Wall 53. Foto: Ruediger Bechhaus

Vor der Kulisse des entstehenden Neubaus am Großen Wall 53 hat die EBG mit zahlreichen Gästen ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. NN-Fotos (3): Gerhard Seybert

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