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„Falling through“ – Arbeit von Emmy Bergsma.Foto: Peter Cox
28. Juni 2024 · Heiner Frost · Kranenburg

Die Dezenz des Zeichnens

Kunst drinnen – Kunst draußen: Die Idee hinter dem Kranenburger Kreislauf

KRANENBURG. Vielleicht ist ja die Frage überflüssig, ob das Graffiti auf der weißen Apothekenseitenwand Teil der Ausstellung „Kreislauf 4 – Wanderline“ ist. Es geht um „Zeichnung und Grafik – Draußen und drinnen“. Man könnte ihm Plan nachschauen ... oder die Frage einfach mal offen lassen.

Hinter dem Kranenburger Kreislauf steckt die Idee Menschen aus dem öffentlichen Raum ins Museum zu holen: und umgekehrt. Kunst im Museum? Das ist erwartbar. Kunst im öffentlichen Raum eigentlich auch – verbunden nicht selten mit einer Art Halbewigkeitsanspruch. Draußenkunst als „Wechselausstellung“ – das ist eher die Ausnahme. Wenn es dazu noch – wie jetzt in Kranenburg – um Zeichnungen und Grafik geht, tauchen freilich Fragen auf. Oder doch nicht? Längst ist der Begriff der Zeichnung nicht mehr nur an Papier und Linien gebunden. Wie wäre es mit „Zeichnung im Raum“? Linien also, die den Weg ins Dreidimensionale angetreten haben und für Plastiken gehalten werden könnten.

14 Künstler nehmen am „Kreislauf 4“ teil und stellen – sieh oben – teils im öffentlichen Raum und teils in umwandeten Räumen wie dem Gewölbekeller des Katharinenhofs, dem Projektraum oder dem Mühlenturm aus.

Dabei sind: Rob Voerman, Werner Ryschawy, Julius Reinders, Christian Paulsen, Oster+Koezle, Alicia Kremser, Ingrid Geerdink, Christoph Heek, David Hahlbrock, Brigitte Gmachreich-Jünemann, Mirka Farabegoli, Emmy Bergsma, Dainiela Baumann und Thomas Autering.

Ideengeberin in Sachen „Zeichnung und Grafik – Drinnen und draußen“ ist Ingrid Geerdink. Anfangs habe man, so Geerdink, der Idee zurückhaltend gegenübergestanden. Letztlich hängt aber die Durchführbarkeit eines solchen Projektes von der Grenzziehung ab. Geerdink: „Ich habe zum Beispiel mit Ölstiften auf LKW-Planen gezeichnet und festgestellt: Das ist erstaunlich beständig.“ Wie mit dem Thema umzugehen sei, so Geerdink weiter, „hat ja auch damit zu tun, wie erfinderisch du an ein solches Projekt herangehst.“

Schon im Winter fand mit den Künstlern eine Begehung statt. „Dabei ging es dann darum, wer an welchem Platz seine Arbeiten präsentieren würde“, erklärt Willy Oster, einerseits teilnehmender Künstler (Oster+Koezle) – andererseits mit im Organisationsteam.

Nur zwei der 14 teilnehmenden Künstler haben auf eine Präsentation ihrer Werke in geschlossenen Räumen verzichtet. Die restlichen 12 Künstler sind mit ihren Arbeiten sowohl draußen als auch drinnen zu sehen – zu erleben – erwandern. Bei der Zusammenstellung des Künstler-Ensembles war es für Ingrid Geerding wichtig, „zum einen eine gute Mischung aus Deutschen und Niederländern und zum anderen auch junge Leute dabei zu haben.“

Michael Baumann-Matthäus – ebenfalls im Orga-Team, spricht von einer „dezenten Ausstellung“. „Man findet nicht alle Arbeiten sofort und muss auch schon mal näher herangehen, um den Detailreichtum zu erkennen. Das unterscheidet meiner Meinung nach diesen ‚Kreislauf‘ von seinen Vorgängern“ – und bringt uns zurück zur Ausgangsfrage: Ist das Graffiti an der Apothekenwand Teil des Ganzen? Laut Künstlerliste nicht, aber in der Wahrnehmung wird die Wandzeichnung zum Bestandteil des Gesehenen. Und für den Kopf sind Ausstellungen wie der Kranenburger Kreislauf gute Schulungen. Im Museum rechnet jeder mit der Kunst – im öffentlichen Raum stellen sich im wahrsten Sinne des Wortes andere Bilder dar.

Eröffnet wird „Kreislauf 4“ am Sonntag um 11 Uhr am Kirchenportal von St. Peter und Paul. Wer den Kranenburger Kunstkreislauf in Augenschein nehmen möchte, sollte Zeit und – auch das kann nicht schaden – gutes Wetter mitbringen. Zum „Kreislauf 4“ ist ein Begleitheft erschienen, in dem die Teilnehmenden und die Internetadressen ihrer Websites vorgestellt werden. Zu sehen ist „Kreislauf 4“ bis zum 29. September.

„Falling through“ – Arbeit von Emmy Bergsma.Foto: Peter Cox

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