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Sie sehen eine Zukunft für das St.-Willibrord-Spital: (v. l.) Wolfgang Hebben, Martina Scherbaum und Landrat Christoph Gerwers.NN-Foto: JK
13. Juli 2024 · Jacqueline Kurschatke · Emmerich

4,5 Millionen vom Kreis fürs Emmericher Krankenhaus

Insolventes St.-Willibrord-Spital Emmerich-Rees erhält Ausgleichszahlung von 4,5 Millionen Euro zur Sicherstellung des Betriebs

KLEVE/EMMERICH. Patienten, Pfleger und Ärzte haben auf diesen Moment gewartet: Das insolvente St.-Willibrord-Spital Emmerich-Rees bekommt ganz offiziell eine neue Chance. In einer Kreistagssitzung am Donnerstagabend im Kreishaus Kleve haen die Anwesenden um Landrat Christoph Gerwers eine Verlustausgleichszahlung in Höhe von 4,5 Millionen Euro beschlossen. So soll der Betrieb des Krankenhauses vorläufig sichergestellt werden. Gerwers sagt: „Ich bin zufrieden. Diese Entscheidung wurde einstimmig beschlossen und ist mehr als ein Silberstreif am Horizont.“

4,5 Millionen – eine Menge Geld, die nun für alle Beteiligten ein wenig Ruhe in die Thematik bringen kann. In einem Zeitraum vom 1. August bis 31. Dezember wird die Summe nach und nach zugunsten des Krankenhauses ausgeschüttet. So könne man nicht nur Zeit für eine Sanierung gewinnen, sondern lasse auch den Raum für weitere Verhandlungen über die Zukunft des Gesundheitszentrums und die damit verbundene mögliche Übernahme oder Beteiligung des Kreises an der Krankenhausgesellschaft offen.

„Eine mittelfristige Lösung“

„Es ist eine mittelfristige Lösung. Jetzt müssen wir prüfen, welche Möglichkeiten das St.-Willibrord-Spital hat, weiter am Markt zu bleiben. Daher möchte ich einen klaren Appell aussprechen: bewahrt Geduld, seid solidarisch. Wir wissen, dass die Mitarbeiter sich mit ihrem Krankenhaus identifizieren und auch weiter dort arbeiten wollen. Genau das brauchen wir. Eine Lösung gibt es nur mit den Mitarbeitenden“, betont Gerwers.

Die Ausgleichszahlung sei aber auch ein klares Zeichen der Politik, um zu zeigen, dass die weitere Versorgung der Patienten in Emmerich und Umgebung mehr als gewollt sei. So helfe das Geld darüber hinaus, die aktuell bestehende „Liquiditätslücke“ zu schließen. Diese sagt aus, welche Summe dem Spital bis zum Jahresende noch fehlen würde, um sich wieder in einem wirtschaftlichen Gleichgewicht zu befinden. Idealerweise führe dieses Gleichgewicht fortlaufend zu einem hohen Beschäftigungsstand bei gleichzeitig kontinuierlich steigendem wirtschaftlichen Wachstum, also Gewinn.

Ob man sich im nächsten Jahr wieder Sorgen müsse? Vielleicht sogar um andere Krankenhäuser in der Region, denen es finanziell schlecht geht? Gerwers verneint dies mit deutlichen Worten: „Nein, das glaube ich nicht. Es ist trotzdem nicht auszuschließen, dass es weitere Veränderungen in der Krankenhauslandschaft im Kreis Kleve geben wird.“ Das der Kreis selbst in die Krankenhauswirtschaft einsteige, könne laut Wolfgang Hebben, Leiter des Fachbereichs für Finanzen, zum jetzigen Zeitpunkt definitiv nicht ausgeschlossen werden. Das Ziel sei es aber nicht. „Die Gesetzgebung ist in dieser Hinsicht ohnehin eher vage“, ergänzt Landrat Gerwers, und für die Krankenhäuser bedeute diese Veränderung, weitere Details über ihre finanzielle Lage offen zu legen, die die Kreisverwaltung aktuell noch nicht einsehen könne.

Warum dieses Krankenhaus?

Ein insolventes Krankenhaus vor der Schließung zu bewahren zeigt nicht nur, dass die medizinische Versorgung in dieser Region nötig und gewollt ist, es zeigt auch, dass das betroffene Krankenhaus einen Mehrwert für die durchschnittlich etwa 20.000 Patienten im Jahr bietet. Im Fall des St.-Willibrord-Spitals erklärt Martina Scherbaum, leitende Amtsärztin und Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, welche Faktoren noch zu der 4,5-Milllionen-Euro-Hilfe ohne Leistungskürzungen geführt haben. „Wir sehen das Emmericher Krankenhaus in einem Schwerpunkt in der Hilfe von älteren Bürgern und auch in der Orthopädie mit Wirbelsäulenchirurgie. So ist das St.-Willibrord-Spital mit dem Gelderner Krankenhaus das einzige mit einer geriatrischen Abteilung.“ Weitere Fachbereiche, die das Krankenhaus bediene, seien die Versorgung in der inneren Medizin, allgemeine Chirurgie, Intensivmedizin sowie die Unfallchirurgie mit Notfallversorgung. Eine Rundumversorgung der Patienten im nördlichen Kreisgebiet sei dadurch also sichergestellt.

Außerdem belegten Zahlen, dass das Krankenhaus durchaus seine weitere Daseinsberechtigung habe: „Aus den uns täglich mitgeteilten Belegungszahlen seit Mitte Juni ist erkennbar, dass die Krankenhausbelegung sowie die Patientenzahlen in der zentralen Notfallambulanz in etwa konstant sind. Die Belegung liegt bei etwa 160 stationären Fällen. Die zentrale Notfallambulanz wird von etwa 50 Patienten täglich frequentiert.“

Zusätzlich leiste das Ärzte- und Pflegeteam des Krankenhauses auch viel ambulante Arbeit, zum Beispiel im Bereich der Gastroenterologie. Innerhalb eines Jahres kratzen die Patientenzahlen hier durchschnittlich an den 15.000.

In den nächsten Wochen und Monaten sollen Gespräche mit Experten und anderen Trägerschaften eine finale Lösung bringen. Die erste Anlaufstelle ist nun aber erst mal der Insolvenzverwalter des Krankenhauses.

Sie sehen eine Zukunft für das St.-Willibrord-Spital: (v. l.) Wolfgang Hebben, Martina Scherbaum und Landrat Christoph Gerwers.NN-Foto: JK

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