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Die Sammlung birgt viele Informationen zur Geschichte der ehemals selbstständigen Gemeinde. NN-Fotos: CDS
30. Mai 2024 · Corinna Denzer-Schmidt · Goch

Pfalzdorf steht im Mittelpunkt

Das Archiv des Heimatvereins öffnet ab dem 5. Juni wieder regelmäßig für interessierte Besucher

PFALZDORF. Angefangen hat alles einmal mit Kartons, die bei ihm im Keller standen und immer mehr wurden, erzählt Johannes Verhoeven, Vorsitzender des Heimat- und Verschönerungsvereins Pfalzdorf. Jedes Stück Papier, einfach alles, was irgendwie mit Pfalzdorf zu tun hat, wurde und wird von ihm gesammelt. Denn die Geschichte der ehemals selbstständigen Gemeinde, die am 1. Juli 1969 im Zuge der kommunalen Neuordnung nach Goch eingemeindet wurde, soll nicht in Vergessenheit geraten. Das ist das große Anliegen von Johannes Verhoeven, dem er sich seit vielen Jahren verschrieben hat.

Mit Umweg über den ehemaligen Pfalzdorfer Bahnhof, ist das Heimatarchiv nun seit einigen Jahren in Räumlichkeiten der ehemaligen St. Martin Hauptschule an der Hevelingstraße 123 zu finden. Als neuer Nachbar ist im vergangenen Jahr der VHS-Zweckverband Goch, Uedem, Kevelaer, Weeze in das Gebäude eingezogen (die NN berichteten).

Vereinbarung

Johannes Verhoeven freut sich, dass das Heimatarchiv inzwischen eine „Zweigstelle“ des Gocher Stadtarchivs ist. In der Vereinbarung zwischen dem Heimatverein und dem Stadtarchiv vom August vergangenen Jahres wird ausdrücklich auf die historischen Quellen und Artefakte verwiesen, die das Leben der Menschen beschreiben und die „wechselvolle Ortsgeschichte“ lebendig erhalten. Das amtliche Verwaltungsschriftgut (zum Beispiel Ehestandsregister) wird zukünftig ebenso in den Bestand des Stadtarchivs integriert wie bedeutende nicht amtliche Unterlagen, die so auch für Forschungszwecke zur Verfügung stehen sollen. Die Artefakte verbleiben in Pfalzdorf und sollen dort weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein. „Damit ist die Sammlung gesichert“, so Johannes Verhoeven, der natürlich im Blick hat, dass er sich nicht noch Jahrzehnte um alles kümmern kann.

Und wenn er sagt „Wir haben alles“, so kann man das durchaus wörtlich nehmen. Vom Speicher des alten Pfalzdorfer Rathauses stammen die bereits erwähnten Ehestandsregister, in denen von der Heirat bis zur Beerdigung alles verzeichnet ist. Der Besitzer des alten Rathauses hatte sie entdeckt und dem Heimatverein gegeben. Von diesen Aufzeichnungen nahm man eigentlich an, dass sie im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen seien. „Als die Front immer näher rückte, wurden die Unterlagen nach Dinslaken gebracht, um sie vor der Zerstörung zu bewahren“, erzählt Verhoeven, „doch dort sind sie verbrannt, während hier in Pfalzdorf nichts passiert ist – so hätte man jetzt noch mehr Dokumente.“ Trotzdem: Immer noch genug „Futter“ für Ahnenforscher, die sich auf die Suche nach ihren Pfalzdorfer Vorfahren machen wollen.

Doch das ist längst nicht alles: Auch um die 4.500 Totenzettel oder Originalzeichnungen des Architekten von 1936 für die St.-Josefskapelle – geweiht am 19. März 1939 – sind hier zu finden. Es gibt ein umfangreiches Zeitschriftenarchiv mit Material von 1991 bis 2016, Ton- und Videoaufnahmen von Goch.TV, die einen Bezug zu Pfalzdorf haben und jede Menge Bücher. Geschichte bewahren, das heißt auch Unterlagen von nicht mehr bestehenden Pfalzdorfer Vereinen zu archivieren, zum Beispiel vom Bürgerschützenverein 1953 oder der KAB. Die lähmende Corona-Zeit hat Johannes Verhoeven dennoch produktiv genutzt: Sage und schreibe 10.000 Fotos hat er damals am Computer eingescannt und in verschiedenen Ordnern digital archiviert.

Johannes Verhoeven hat aber nicht nur Schriftliches im Blick; er ist auch immer auf der Suche nach interessanten Stücken aus dem Pfalzdorfer Alltagsleben. Da gibt es eine Friseur-Trockenhaube, noch mit Garantieschein von 1955, eine halbe Schusterwerkstatt oder ein Stück Klassenzimmer aus alter Zeit.

Fundstücke

Ein besonderer Fund war die Holztafel, auf der die verstorbenen Sänger des Kirchenchores vermerkt waren; der letzte Eintrag von 1977 war sein Großvater Johann Verhoeven. „Die Tafel habe ich vom Osterfeuer gerettet“, erinnert er sich, „die sollte verbrannt werden.“

Verständlich, dass er zusammenzuckt, wenn ihm Leute erzählen, dass alte Fotos, Dachboden-Funde oder Erinnerungsstücke weggeworfen wurden. Auf die Frage „was soll man denn noch damit?“ hätte Johannes Verhoeven garantiert eine Antwort.Corinna Denzer-Schmidt
Wer mag wohl alles unter dieser Trockenhaube und auf der Schulbank gesessen haben?

Wer mag wohl alles unter dieser Trockenhaube und auf der Schulbank gesessen haben? Foto: Corinna Denzer-Schmidt

Besonderes Fundstück: die Holztafel mit den Namen der verstorbenen Sänger.

Besonderes Fundstück: die Holztafel mit den Namen der verstorbenen Sänger. Foto: Corinna Denzer-Schmidt

Die Sammlung birgt viele Informationen zur Geschichte der ehemals selbstständigen Gemeinde. NN-Fotos: CDS

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