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Fußball-Fan und -Experte: Comedian Matze Knop. Foto: Stephan Pick
12. Juni 2024 · Michael Bühs · Niederrhein

„Ich hoffe auf das Sommermärchen 2.0“

Comedian und Parodist Matze Knop vor der Heim-EM im NN-Interview

NIEDERRHEIN. Franz Beckenbauer, Oliver Kahn, Jogi Löw, Jürgen Klopp – die Liste der Fußballer, die Matze Knop im Verlauf der vergangenen Jahre und Jahrzehnte parodiert hat, ist scheinbar endlos. Kein Wunder, gilt der 49-jährige Comedian doch als ausgewiesener Fußballer-Fan und -Fachmann. So ist Knop unter anderem regelmäßig in Talkrunden zu Gast, wenn es um die „schönste Nebensache der Welt“ geht. Im Interview mit NN-Redakteur Michael Bühs spricht er über die Kader-„Schnitzeljagd“ des DFB, die Chancen der deutschen Mannschaft bei der Heim-EM und das Parodie-Potenzial von Fußballern.

Herr Knop, wie groß ist Ihre Vorfreude auf die Heim-EM?

Matze Knop: Groß! Ich freue mich darauf. Ich finde es cool, dass ein solches Turnier wieder in unserem eigenen Land stattfindet. Da kommen natürlich Emotionen und Erinnerungen an dieses wunderbare Sommermärchen 2006 hoch, wo das Wetter einfach überragend war und die deutsche Mannschaft uns überrascht hat. Ich hoffe, dass es dieses Mal genauso wird. Quasi das Sommermärchen 2.0!

Was sagen Sie zur „Schnitzeljagd“, die der DFB zur Bekanntgabe des Kaders veranstaltet hat?

Knop: Ich fand es grundsätzlich nicht schlecht, mal etwas anderes zu machen. Man hat ja schon darauf gewartet, was als nächstes kommt – nicht so sehr, welcher Spieler bekannt gegeben wird, sondern was sich der DFB hat einfallen lassen. Ein paar Sachen fand ich gut, zum Beispiel den Auftritt von Oma Lotti – den Pizzakarton weniger. Es ist das Größte, für das eigene Land zu spielen – und dann in einem Pizzakarton präsentiert zu werden, ist nicht standesgemäß. Der Grundgedanke war gut, die Ausführung hat noch deutlich Luft nach oben.

Die Bekanntgabe des Kaders ist die eine Seite, die Zusammenstellung die andere. Wie sehen Sie diese?

Knop: Der Kader ist schon in Ordnung. Wir können natürlich über die Personalie Mats Hummels streiten. Er hat ein überragendes Champions-League-Finale bestritten, insofern hätte man ihn eigentlich mitnehmen müssen. Ich bin auch der Ansicht: Du brauchst im Kader zum einen erfahrene Leute, zum anderen auch welche, die etwas sagen. Ich jedenfalls hätte Hummels mitgenommen. Ansonsten muss ich sagen, dass ich mit dem Kader grundsätzlich zufrieden bin. Ich hoffe, dass unser Manuel Neuer auch noch seine EM-Form findet. Leverkusen hat ja leider das Europa-League-Finale verloren – das muss aber für die Nationalmannschaft nicht schlecht sein. Denn so bleiben die Wirtz‘ und Andrichs dieser Welt hungrig – und die Bayern-Spieler auch.

Gibt es weitere Namen, neben Hummels, die Ihnen im Kader fehlen?

Knop: Schwierig zu sagen. Über Goretzka könnte man noch nachdenken. Auf der anderen Seite haben wir mit Kroos und Andrich ein vernünftiges Pärchen auf der Doppel-Sechs gefunden. Auch der Angriff mit beispielsweise Havertz, Müller und Füllkrug ist schon sehr in Ordnung. Insgesamt denke ich, hat der Bundestrainer die richtigen Spieler mitgenommen. Und wir müssen uns vor keinem Gegner verstecken. Der alte Spruch: „Es kochen alle nur mit Wasser“, ist schon richtig. Entscheidend wird sein, ob es Julian Nagelsmann und seinem Trainerteam gelingt, eine Euphorie zu entfachen, den vollen Fokus ausschließlich auf Fußball und nichts anderes zu richten.

Wie bewerten Sie die Rückkehr von Toni Kroos, auch vor dem Hintergrund seines angekündigten Karriere-Endes nach der EM? Kann er dieser „Heilsbringer“ sein, für den ihn manche halten?

Knop: Das weiß ich nicht. Es ist aber schon gut, dass er wieder dabei ist, da sich der eine oder andere Spieler an ihm orientieren wird. Was er an Erfolgen vorzuweisen hat, ist der Wahnsinn. Er ist einer der mit Abstand erfolgreichsten Fußballer überhaupt. Ihn dabei zu haben, ist grundsätzlich gut – er ist vergleichbar mit einem Ronaldo in Portugal und Messi in Argentinien. Am Ende ist es aber ein Mannschaftssport, bei dem alle Rädchen ineinandergreifen müssen. Deshalb ist sein Comeback keine Garantie für Erfolg. Dennoch halte ich diesen Schachzug für richtig. Ich finde es natürlich auch schade, dass Toni Kroos seine Karriere beendet; ich hätte mir gewünscht, dass er noch zwei, drei Jahre weitermacht. Für die EM ist es aber vielleicht gut, denn er möchte sicherlich bestmöglich abtreten und wird sich voll reinhängen.

Deutschland spielt in der Vorrunde gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz. Ist der Gruppensieg da Pflicht?

Knop: Das gibt es heute nicht mehr – dass man sagen kann: Da marschieren wir so durch! Selbst Schottland und Ungarn muss man bei einem solchen Turnier erst einmal schlagen. Wir haben es bei Borussia Dortmund in der Champions League gesehen: Da sprachen alle von der „Todesgruppe“, und am Ende stand der BVB im Finale. Die Einteilung in leichte Gruppe und schwere Gruppe gibt es meiner Ansicht nach nicht mehr. Wichtig ist, dass die deutsche Mannschaft ihr erstes Spiel gewinnt – gerade zu Hause muss ein Sieg gegen Schottland der Anspruch sein.

Worauf wird es neben der sportlichen Qualität noch ankommen, um Erfolg zu haben?

Knop: Wichtig ist, eine gute Energie zu schaffen, eine positive Energie, die eine Euphorie entfacht – auch in der Mannschaft. Alle müssen sich gegenseitig unterstützen, alle müssen den Erfolg wollen.

Bei den großen, erfolgreichen Turnieren des DFB gab es stets einen Kern an Spielern, um den die Mannschaft aufgebaut wurde. Wen sehen Sie beim aktuellen Kader in dieser Position?

Knop: Das beginnt im Tor. Ob Neuer oder Terstegen, da müssen wir uns keine Sorgen machen. Mit Kroos und Andrich haben wir zwei Spieler, die im Mittelfeld gesetzt sind. In unserer Abwehr bin ich mir bei Antonio Rüdiger nicht so ganz sicher: Obwohl er beim Real Madrid zu den Leistungsträgern zählt, habe ich ihn in der Nationalmannschaft bisher oft als Unsicherheitsfaktor wahrgenommen. Ich hoffe, dass er und Tah sich finden – das wird ganz entscheidend sein. Kimmich gefällt mir auf der Verteidiger-Position sehr gut, da er sich mehr auf sich selbst fokussieren kann und damit doppelt so stark ist. Und vorne müssen wir uns ebenfalls keine Sorgen machen. Ob Sané, Musiala, Müller oder Füllkrug – da haben wir Top-Spielermaterial. Von den Einzelprotagonisten her haben wir alles, um erfolgreich zu sein. Wichtig wird sein, dass die Jungs sich untereinander grün sind und es einfach um Fußball geht.

Sie haben mit Olaf „der Flipper“ den EM-Song „Wir sagen danke schön“ herausgebracht. Ist das Ihr Beitrag dazu, die Stimmung in Deutschland vor dem Turnier zu pushen?

Knop: Aber selbstverständlich! Ich bin ein positiver Typ, Olaf ebenfalls, da passen wir super zusammen. Der Song ist mega, schon das Original ein Hit. Er ist fröhlich, macht gute Laune – er passt einfach perfekt.

Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Knop: Olaf und ich kennen uns schon seit längerer Zeit. Bei einem Telefonat haben wir über die EM gesprochen, und er hat mich gefragt, ob wir zusammen einen Song machen wollen. Ich habe sofort gesagt: Die Idee finde ich super, lass es uns machen!

Weshalb ist es gerade dieser Song geworden?

Knop: „Danke schön“ bedeutet Dankbarkeit, und die ist immer gut. Wenn man für etwas dankbar ist, hat man meistens gute Laune und sieht auch andere Dinge positiv. Wenn die Fans dankbar sind für diese geile Mannschaft, für die EM im eigenen Land und für die gute Stimmung, dann wird es richtig gut laufen. Deshalb finde ich die Kernaussage: „Wir sagen danke schön“, einfach super.

Man kommt bei Ihnen natürlich nicht um das Thema Parodien herum. Sie haben auch zahlreiche Fußballer und Trainer parodiert, wie Franz Beckenbauer, Jürgen Klinsmann, Jogi Löw, Lothar Matthäus, Jürgen Klopp, Oliver Kahn. Wie sieht es denn in der aktuellen Nationalmannschaft aus? Gibt es dort jemanden, über den Sie sagen: Den möchte oder werde ich parodieren?

Knop: Eine Parodie steht und fällt immer mit dem Original. Das Original muss auch etwas hergeben, eine gewisse Bekanntheit haben. Mal schauen, wer sich da herauskristallisiert. Manuel Neuer habe ich schon mal gemacht, auch ein Thomas Müller würde sich anbieten, da er sehr bekannt ist. Grundsätzlich haben ältere Spieler ein größeres „Fundament“, mit dem man arbeiten kann, etwas mehr Persönlichkeit als ein 19-jähriger Newcomer. Ein Füllkrug mit seiner Zahnlücke wäre ein Kandidat, ebenso der Trainer – aber auch Co-Trainer Sandro Wagner mit seinem Bärtchen. Mal schauen, wer sich da „anbietet“.

Sie haben bereits die Persönlichkeit einer Person angesprochen, mit der Sie sich beschäftigen müssen, wenn sie jemanden parodieren. Wie sehen Sie da Julian Nagelsmann im Vergleich zu Joachim Löw, den Sie seit vielen Jahre parodieren?

Knop: Jogi Löw war dadurch, dass er 16 Jahre unser Bundestrainer war und dieses optisch Markante hatte, beispielsweise mit der Frisur und ein paar „Eigenarten“, für eine Parodie ein überaus dankbarer Kandidat. Julian Nagelsmann ist als Trainer noch sehr jung und stand, bis auf das eine Jahr bei Bayern, bisher noch nicht so sehr im Fokus. Wenn er jetzt länger Bundestrainer bleibt, wird es vermutlich leichter, ihn zu parodieren. Denn je mehr Interviews er gegeben hat und je öfter ihn die Menschen im TV gesehen haben, desto mehr wissen sie, wie das Original ist und desto besser erkennen Sie, wenn ich es parodiere. Zudem muss man sagen: Auch da geht es immer um Emotionen. Bei Jogi Löw hingen Emotionen dran – vielleicht einmal Emotionen, weil sie gescheitert sind, und einmal, weil sie Weltmeister geworden sind. Julian Nagelsmann ist noch relativ ohne Emotionen. Denn es geht erst jetzt richtig los, jetzt zählt’s. Wenn er uns eine super EM beschert, hängen da jede Menge Emotionen dran – und das ist für eine Parodie deutlich interessanter.

Zum Schluss noch die alles entscheidende Frage: Wer wird Europameister?

Knop: Ich glaube, Deutschland ist Favorit – zusammen mit Frankreich, Italien und Spanien. Wenn wir aber beherzigen, was wichtig ist, den vollen Fokus auf den Fußball legen, gute Stimmung und gute Emotionen schaffen, halte ich es für möglich, dass wir Europameister werden.

Fußball-Fan und -Experte: Comedian Matze Knop. Foto: Stephan Pick

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