GELDERN. Im Bestreben der Stadt, die Schullandschaft in Geldern auf Vordermann zu bringen, konnte die zuständige Gelderner Baugesellschaft (GBG) der Realschule an der Fleuth zuletzt ihr neues Zuhause übergeben. Weg vom Westwall lernen und unterrichten die gut 480 Schüler und 36 Lehrer seit 19. Februar in den modernen, barrierefreien Räumlichkeiten am Rodenbusch 19b – dem alten Standort der Geschwister-Scholl-Schule an der Ley. Was alles dazugehört, erläuterten Schulleiter Wilfried Schönherr und der für das Projekt verantwortliche Architekt Jan Butzheinen-Denkewitz (GBG) bei einem Rundgang.

Durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg hat das 2020 begonnene Projekt zwar länger benötigt als ursprünglich geplant, aber das Ergebnis stellt die Beteiligten zufrieden. Für Wilfried Schönherr liegen die Vorteile auf der Hand: verlässliche Technik, eine moderne Ausstattung für die naturwissenschaftlichen Fächer, neue Büros – zum Beispiel für die Berufswahlvorbereitung, den Digitalisierungsbeauftragten oder die Schulsozialarbeit – und eine entschleunigende Ruhe, trotz der nahegelegenen Zuggleise.

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Da es sich bis dato um das größte Neubau-Projekt der GBG handelt, lesen sich auch die nackten Zahlen gut: ein Grundstück von 20.000 Quadratmetern – davon entfallen 6.600 auf den Neubau und 10.000 Quadratmeter auf das Außengelände inklusive grünem Klassenzimmer – 18 Klassen-, 13 Differenzierung- und neun Fachräume für die Fächer Biologie, Chemie, Physik, Informatik, Musik, Technik/Werken, Kunst, Textil und Hauswirtschaftslehre.

Laut Schönherr gebe es genug Platz, um die dreizügigen Jahrgänge unterzubringen. Ein bisschen schwierig sei es angesichts der Größe nur, die Aufsicht zu gewährleisten. Aber die Schüler wüssten sich am neuen Standort mit seinen strahlend neuen Räumlichkeiten zu benehmen, fügt er an. „Sie erkennen das Schöne und wollen die Schule wertschätzen“, merkt er lobend an. Das Feedback der Schüler sei positiv, nur die etwas schmalen Treppenhäuser würden nicht auf ganz so viel Gegenliebe stoßen. Aber dafür gibt es immerhin eine direkte Anbindung an den Busbahnhof.

Das Herzstück der Realschule an der Fleuth

Realschule an der Fleuth
Das Forum ist das Herzstück der neuen Realschule.

Das Herzstück der Schule ist das multifunktionale Forum: Wie der Hase hier mit der Bestuhlung bei Entlassfeiern oder dem Schulfest laufen sollte, das testet das Kollegium aktuell noch fleißig aus. Eindruck macht es aber auch ohne Stühle, immerhin biete es laut Wilfried Schönherr und Jan Butzheinen-Denkewitz allein im unteren Teil Platz für rund 600 Personen. Entworfen wurde es in Absprache mit der Schule nach den Bedürfnissen. „Es ist wie wir es an der Königsberger Straße kannten“, sagt Schönherr. „Nur drei Mal so groß.“

Steht man oben im Forum und blickt in Richtung Eingang, erhascht man über ein kleines Fenster direkt darüber einen Blick in das neue, 200 Quadratmeter große Selbstlernzentrum (SLZ). Da dieses über den Eingang zum Forum hinausragt, ist es auch von außen betrachtet ein architektonischer Hingucker.

„Mit dem Foyer und dem SLZ haben wir Möglichkeiten geschaffen, dass sich die Schullandschaft noch besser entfalten kann“, sagt Butzheinen-Denkewitz. „Die Schüler sollen gerne hierherkommen und wir glauben, mit der freundlichen Ausstrahlung und der Architektur ist das gelungen.“ Das SLZ bietet mit den großzügigen Fenstern und dem Blick nach draußen auf das grüne Klassenzimmer nicht nur eine freundliche Atmosphäre. Hinzu kommen Möbel mit Freiformen „und die Möglichkeit, verschiedene Lernsituationen zu schaffen oder Klassen eine Klausur schreiben zu lassen. Zusammen mit dem Foyer sorgt es für ansprechende, verbesserte Lernbedingungen.“ Was derzeit allerdings noch fehle, seien die bestellten PC-Arbeitsplätze, ergänzt Schönherr.

Im Außenbereich warten Spielgeräte und verschiedene Bewegungsangebote auf ihren Einsatz: darunter ein Platz zum Kicken oder Basketballspielen und ein Trimm-dich-Pfad mit mehr als zehn verschiedenen Stationen. „Das Gelände ist komplett umzäunt, sodass niemand von außen Zutritt hat“, sagt Wilfried Schönherr.

Realschule an der Fleuth
Die Räume sind fachgerecht ausgestattet.

Auch die Fachräume wurden in Absprache mit den Fachschaften den Bedürfnissen entsprechend angepasst. So kommt beispielsweise die neue Lehrküche für den Wahlpflichtbereich der 9. und 10. Klassen sehr geräumig daher. Im Musikraum findet sich nicht nur an jedem Platz ein kleines Keyboard, auch viele weitere Instrumente warten hinten und an den Seiten auf ihren Einsatz. Ein digitales Mischpult steht für die Lehrerin bereit. Entsprechendes Versuchs-Equipment und Anschauungsmaterial wartet in den Räumen für Chemie, Physik und Biologie auf seinen Einsatz. Kleine Planungsfehler hätten sich allerdings beim Technikraum eingeschlichen, erwähnt Schönherr. So sei etwa die Tafel vor das Fenster gebaut worden.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Die Grundausstattung haben alle Räume gemein. Analog trifft auf Digital, Tafeln auf Beamer, die übrigens auch die Schüler problemlos für ihre Präsentationen nutzen können. „Zu viel Technik führt auch zu Unruhe“, erklärt Butzheinen-Denkewitz. „Wir von der GBG fanden daher den Ansatz der Schule gut, mit dem Whiteboard eine ruhige pädagogische Wand zu haben, um in Kombination mit moderner Technik analog zu unterrichten.“

Vieles von der alten Ausstattung hat das Kollegium entrümpelt, ein paar Dinge haben es allerdings auch mit hinübergeschafft. Dazu zählen etwa die Schließfächer für die Schüler. Einen Keller gibt es im neuen Gebäude nicht, dafür aber Lagerräume. Nur eine Garage wie jene an der Königsberger Straße vermisst Wilfried Schönherr noch.

Realschule an der Fleuth
Nachhaltigkeit spielte beim Bau ebenfalls eine große Rolle.

Bei der Konzeption des Gebäudes habe man großen Wert auf Nachhaltigkeit gesetzt „und darauf geachtet, dass wir uns möglichst regenerativ und zukunftsorientiert aufstellen“, führt Butzheinen-Denkewitz fort. Das zeigt sich einmal darin, dass zusätzlich zu den Neupflanzungen viele der alten Baumbestände erhalten werden konnten. Hinzu kommt dann noch die Photovoltaikanlage, die Hand in Hand mit einer Wärmepumpe arbeitet. Zusätzlich vorhanden ist aber auch ein gasbetriebener Heizkessel, falls es in den kalten Monaten Unterstützung bedarf. Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wiederum ist nicht nur coronakonform, sondern ermöglicht es angesichts der Nähe zur Bahnlinie, die Fenster geschlossen zu halten. Netter Nebeneffekt: In den heißen Sommermonaten kühlt sie die Räume nachts ein wenig herunter.

Die Kosten des Neubaus der Realschule an der Fleuth sind über den Projektzeitraum von ursprünglich 12,5 auf 18 Millionen Euro gestiegen. Das habe laut Verantwortlichen nicht nur daran gelegen, dass die Schadstoffbeseitigung und der Abriss des vorherigen Gebäudes umfassender ausgefallen seien als anfangs prognostiziert, sondern auch an der aufwendigen Gewässerumlegung, den gestiegenen Baukosten während der Corona-Pandemie, den Folgen des Ukraine-Kriegs sowie der Inflation.

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